Sandra Folgmann

Humor ist bei ihr immer im Gepäck, jederzeit griffbereit. Für sie ist Lachen das wesentliche Kommunikationselement – stärker als jede Sprache, derer sie vier fließend spricht. In ihren Seminaren zeigt sie den TeilnehmerInnen den Schlüssel zu einer humorvollen Lebenshaltung: Wie man Humor erfolgreich privat und im Berufsleben einsetzt. Als Dipl.-Pädagogin und Medien-und Kulturwissenschaftlerin war Sie in unterschiedlichsten Unternehmen und Einrichtungen im In- und Ausland tätig. Sie ist Mitglied und zertifizierte Ausbilderin im europäischen Berufsverband für Lachyoga und Humortraining und Lehrbeauftragte an der Uni Würzburg.

Lach – und Humortrainerin Sandra Folgmann

Portrait Sandra Folgmann

„Lachen ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen.“

 

Lach- und Humortrainerin Sandra Folgmann über Komik, den Blick für den Augenblick und die größte natürliche Ressource des Menschens.

Sandra Folgmann: Lachen als natürliche Ressource

„Lachen ist die größte natürliche Ressource.“

Lachen kann jedes Kind von Natur aus. Aus verschiedenen Gründen unterdrücken und verlernen wir es, wenn wir älter werden, sagt Sandra Folgmann. Dabei ist Lachen die größte natürliche Ressource, die der Mensch besitzt.

Frage: Wieso wird man Humortrainerin?
Sandra Folgmann: Ich liebe es mit Menschen zu lachen. Das macht das Leben reicher und schöner. Man fühlt sich lebendig.

Sie sind also so etwas wie eine Witzeerzählerin in der Dauerschleife?
Nein, garantiert nicht. Ich kenne eigentlich nur einen Witz und über den kann meistens nur ich selbst lachen (aber das seit Jahren!).

Aber wie lachen Sie dann mit anderen? Gibt es heutzutage so viel zu lachen?
Sie werden lachen, haha, aber es gibt tatsächlich viel zu lachen. Die meisten Menschen tun es nur einfach nicht mehr. Wir haben es regelrecht verlernt. Unser Alltag ist voll von komischen Situationen. Nur sind wir so vollgestopft mit Plänen und Dingen, die wir zu erledigen haben, dass wir den Blick für den Augenblick verloren haben.

Das heißt, Sie beobachten und warten darauf, dass jemand ungeschickt ist und lachen sich dann darüber kaputt?
Nein, ganz im Gegenteil. Humor darf niemals verletzend sein. Ich nutze unangenehme Situationen, um daraus das Beste zu machen. Ich nehme das Leben spielerisch. Das beginnt damit, dass ich mich selbst nicht so ernst nehme. Wenn ich beispielsweise in einen Fettnapf trete und beim Hineinschlittern bemerke, dass es bereits zu spät ist, dann versuche ich nicht meinen Fall zu bremsen, sondern lande mit vollem Schwung darin und genieße meine Tollpatschigkeit. Sie werden sehen, dann ist Ihnen keiner böse. Sie verlieren auch nicht an Respekt oder Ansehen. Im Gegenteil, Sie sind authentisch und sympathisch.

Ich wusste gar nicht, dass Pädagogen so humorvoll sind!
Als Dipl.-Pädagogin muss man vor allem eins sein: Flexibel. Es ist ein breites Beschäftigungsfeld und das habe ich ausgenutzt. Ich habe sowohl in großen Unternehmen als auch in sozialen Einrichtungen gearbeitet. Das Leben und Arbeiten im Ausland hat mich immer besonders fasziniert, weshalb ich viel Zeit in Frankreich, Italien und Kanada verbracht habe.

Sie sind also keine Warmduscherin?
Eher nicht. Der Sprung ins kalte Wasser hat mich mein Leben lang begleitet. Was zur Folge hatte, dass ich gelernt habe, mich auf unterschiedlichste Situationen und Menschen einzulassen. Das kommt mir heute zu Gute.

Inwiefern?
Ein Beispiel: Bei interkulturellen Trainings nutze ich meine praktische Auslandserfahrung und zeige den Menschen, wie sich trotz unterschiedlicher kultureller Herkunft auf Augenhöhe begeben können und was das Spannende am „anders sein“ ist und wie daraus etwas Neues entstehen kann. Das wesentliche verbindende Element ist auch hier das Lachen. Außerdem fordere ich Menschen immer wieder auf, ihre Gewohnheiten zu durchbrechen und ihre Komfortzone zu verlassen.

Und wie sieht das im Therapie oder Pflegebereich aus? Kommen sie dort als Klinikclown daher?
Ein Klinikclown bin ich nicht. Aber wir glauben beide an die heilende Kraft des Lachens. M. Tietze hat darüber sehr viel geschrieben. Wenn Lachen therapeutisch eingesetzt wird, dann muss das sehr behutsam geschehen und geschieht immer in Zusammenarbeit mit den betreuenden Ärzten oder Pflegepersonal. Oft entsteht daraus ein Doppeljob.

Was bitte ist ein Doppeljob?
Beispiel: Ich mache eine Lachyoga-Stunde mit den Bewohnern eines Seniorenheims. Gleichzeitig schule ich das Personal, wie sie mit Lachen und Humor den Stress aus ihrem Berufsalltag nehmen können.

Und das trauen Sie sich zu?
Ja! Wie gesagt, Dipl.-Pädagogen sind flexibel. Ich habe als Studentin u.a. lange Zeit nebenbei in der Altenpflege gearbeitet und somit sind mir beide Seiten sehr vertraut. Die der Bewohner und die des Personals.

Wieso soll Lachen Stress reduzieren? Hilft es auch bei Burnout?

Lachen ist unsere größte natürliche Ressource. Es ist ein enormes Potential, das wir in uns tragen. Wer lacht, ist entspannt, baut Stress ab und ist damit nicht so anfällig für Krankheiten. Wir wissen ja, dass Stress heutzutage einer der größten Krankheitsauslöser ist. In diesem Zusammenhang ist auch Burnout ist eine sehr ernstzunehmende Krankheit und keinesfalls eine Modeerscheinung wie manche Stimmen behaupten.

Sandra Folgmann: Balance als Gegenmittel zum Burnout

„Wer lacht, ist entspannt, baut Stress ab und ist damit nicht so anfällig für Krankheiten.“

Natürlich sehen Menschen, die sich in einem Zustand von totaler Kraft- und Antriebslosigkeit finden, erst einmal keinen Grund zu lachen. Deshalb muss man das Lachtraining zunächst als reine Körperübung sehen. Es ist wie beim Fahrradfahren, einmal gelernt, kann ich es mein Leben lang. Man kommt lediglich nach langer Pause ein wenig aus der Balance. Ähnlich ist es mit dem Lachen: wir können es von Natur aus, wir haben es manchmal nur aus den verschiedensten Gründen verlernt.

Was ist dieses Lachyoga? Schwebe ich da im Lotussitz durch den Raum und lache mich schief?
Wenn diese Vorstellung Ihnen dabei hilft, ins Lachen zu kommen, warum nicht. Der Grundsatz des Lach-Yoga lautet: Tu so als ob, bis du wirklich lachst. Mit Hilfe von Atem-, Dehn- und spielerischen Übungen nutzt man den natür­li­chen Reflex des Lachens, um bewusstes Lachen in echtes Lachen zu verwandeln. Die Lachmuskulatur stimuliert das Gehirn zur Freisetzung von Endorphinen, ganz egal, ob echt oder künstlich gelacht wird – die Botschaft an das Gehirn ist die gleiche. Glückshormone fördern unser Wohlbefinden und regen uns wiederum zum Lachen an.

Vielen Dank für das Gespräch!