Bei Schnupfen soll man viel trinken – längst bekannt. Erkältete Kollegen trinken kannenweise Tee und Eltern erinnern verschnupfte Kinder ständig daran, doch einen Schluck zu trinken. Sollte man Menschen mit chronischen Leiden dann auch ständig daran erinnern, zu lachen? Das Lach- und Heiterkeitsnetzwerk sagt uns: Ja!
Was passiert beim Lachen im Gehirn? Neurobiologen wissen, dass es nicht das Humorzentrum im Gehirn gibt. An Freude und Heiterkeit sind sowohl kognitive, emotionale und motorische Komponenten beteiligt. Das nennt der Psychologe Willibald Ruch das Lach- und Heiterkeitsnetzwerk.
Die wichtigste Eigenschaft des Lach- und Heiterkeitsnetzwerkes ist seine neuronale Verknüpfung. Aktiviert man eine der drei Komponenten, werden die restlichen gleichzeitig mitaktiviert.
Beispiel: Sie sind frisch verliebt! Sie haben Schmetterlinge im Bauch, ein unbeschreiblich glückliches und wohliges Gefühl breitet sich in Ihnen aus: Ihre Emotion ist stark angeregt. Deshalb denken Sie auch überaus positiv und sehen alles durch die rosarote Brille. Ihre Kognition wird mitgerissen. Mehr noch, man sieht es Ihnen an: Sie lächeln und grinsen den ganzen Tag. Ihre Motorik – das Lachen – ist ebenfalls betroffen.
Ein anderes Beispiel: Sie hören einen guten Witz. Ihr Verstand nimmt ihn dankend auf und amüsiert sich köstlich. Eben wurde Ihre kognitive Komponente angeregt. Die direkte Folge: Sie brüllen vor Lachen. Ihre Motorik ist also ebenfalls angeregt. Und Sie ahnen es bereits: Emotional werden Sie genauso mitgerissen, Sie kommen in eine gute Stimmung.
Was aber, wenn wir aufgrund von Krankheit oder sonstigen Lebensumständen gerade einmal nichts zu lachen haben und wir uns weder vom Verstand her oder von der Gefühlsebene in einen Zustand von Leichtigkeit und Freude versetzen können? Dann hilft es, das Lach- und Heiterkeitsnetzwerk motorisch anzuregen: Mit absichtlichem bzw. grundlosem Lachen.
Die Mundwinkel werden hoch gezogen und der Augenringmuskel angespannt, was eine wichtige Signalwirkung auf unser Gehirn hat. Das Lach- und Heiterkeitsnetzwerk springt an. Das Gehirn schüttet glücksbringende Botenstoffe aus und dies wirkt sich positiv auf das Gefühl und die Gedanken aus. Gerade für Menschen mit chronischen Erkrankungen ist eine positive Grundeinstellung eine wichtige Voraussetzung für den Heilungsprozess.
Wenn wir lachen, besiegen wir natürlich nicht unmittelbar unsere Krankheit. Viel Trinken bei Schnupfen bringt ebenso keine sofortige Heilung. Lachen kann jedoch dazu verhelfen, körperliche Schmerzen zu lindern. Viel wichtiger noch ist die mit dem Lachen einhergehende Pflege unserer Psychohygiene. Lachen ist die größte natürliche Ressource des Menschen. Wir mobilisieren damit unsere Selbstheilungskräfte.
Lachen als Sportübung – das ist Lachyoga. Es macht sich das Lach- und Heiterkeitsnetzwerk systematisch zu Nutze. Da Lachen immer etwas Verbindendes hat, ist es sehr viel leichter, mit anderen Menschen gemeinsam zu lachen. Andere Menschen lachen zu hören oder zu sehen, hat bereits eine positive Wirkung auf unser Gemüt. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Regelmäßigkeit. Durch ständige Wiederholung entstehen neue neuronale Verbindungen im Sinne des Lach- und Heiterkeitsnetzwerks in unserem Gehirn, weshalb wir irgendwann wieder leichter in natürliches Lachen verfallen.