Für eine humorvolle Lebenseinstellung braucht man vor allem eins: Die Bereitschaft Dinge, die man selbst nicht beeinflussen kann, so anzunehmen wie sie sind und dann das Beste daraus zu machen.
Ein wunderbares Beispiel dafür ist das Wetter. Neben der ökologischen Funktion spielt das Wetter auch eine wichtige Rolle für unser soziales Zusammenleben. Was wäre ein gepflegter Small Talk ohne das Wetter? Jedes Geschäftsmeeting können wir durch Austausch über die Großwetterlage auflockern. Ebenso beeinflusst das Wetter oft unser Gemüt. Über nichts lässt sich so wunderbar schimpfen wie über das Wetter! Der perfekte Schuldige. Aber genau hier kann man die eigene Humorfähigkeit täglich trainieren.
Wenn ich Dinge bewusst aus einem anderen Blickwinkel betrachte, verlieren sie an Größe und Gewicht. Sie lasten dann nicht mehr so schwer auf den eigenen Schultern. Stattdessen verändere ich meine Einstellung zu ihnen. Dazu gehört auch, die eigene Wahrnehmung zu schulen: mit dem Denken im Hier und Jetzt sein und nicht bereits drei Schritte in der Zukunft.
Genau so hält es der Autor Regan D’Antrade. Die kanadische Westküste versinkt in den Wintermonaten gerne in einem breiten Angebot unterschiedlichen Regens. Es gibt jedoch einen kleinen hoffnungsvollen Lichtblick für graue Regentage. Am Kitsilano Beach in Vancouver befindet sich ein riesiger Stein mit einem wunderschönen Essay, das den Regen in einem schöneren Licht erscheinen lässt. Ein schönes Beispiel für einen gelungenen und humorvollen Perspektivenwechsel!
Vancouver im Regen – Regan D’Andrade, Dezember 1999
Vancouver ist bekannt für seinen Regen. Hier kann es wochenlang regnen, was mich jedoch normalerweise nicht stört. Dennoch habe ich mich vor einigen Jahren dabei ertappt, dass ich kurz davor war, des ewigen Regens überdrüssig zu werden.
Eines Abends lief ich im strömenden Regen nach Hause und murmelte den ganzen Weg lang vor mich hin, dass sich außer ein paar Enten wahrscheinlich niemand über dieses Wetter freute. Das Gebäude in dem ich lebte war und groß und quadratisch und hatte einen Innenhof. Als ich um die Ecke bog und den Innenhof betrat, sah ich zu meinem Erstaunen wie eine wunderschöne Pekingente voller Freude und mit großem Gequake in der Mitte einer Pfütze planschte. Ich musste unweigerlich grinsen und freute mich, dass so viel Freude an solch einem nassen grauen Tag aufkommen konnte.
Ich habe oft gedacht, dass wir nicht annähernd genügend Worte für die Vielfalt des Regens haben, besonders wenn man bedenkt, dass dies hier einmal alles Regenwald war. Es gibt brausenden Regen, flüsternden Regen, Regen, der dich in den Schlaf wiegt und Regen auf Blättern, der dich wach singt. Es gibt sanften Regen, heftigen Regen, seitlichen Regen, Regen, der dich von einer Sekunde auf die andere durchnässt, und Regen, der Küsse zart wie Schmetterlingsflügel auf deiner Wange hinterlässt. Regen taucht die Welt in alle erdenklichen Grauschattierungen, aber Regen verwandelt unsere Welt ebenso in wunderschönes Grün, welches uns stets umgibt und segnet.
(sinngemäße Übersetzung)